Pressemitteilung: Mehr Hilfen für pflegende Angehörige erforderlich -auch längerfristig!

Häufigere Testungen, Notfall-Hotlines und die Flexibilisierung des Entlastungsbetrages können wichtige Hilfestellungen für Betroffene in der derzeitigen Situation sein. Die BAG SELBSTHILFE begrüßt deswegen die Vorschläge der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zur Entlastung pflegender Angehöriger. Über die Pandemiesituation hinaus muss jedoch die Situation der pflegenden Angehörigen dauerhaft verbessert werden, etwa durch mehr unabhängige Beratungsangebote und stärkere Transparenz des Systems.

Düsseldorf, 8. September 2020. Pflegende Angehörige sind in den letzten Jahren und Monaten immer mehr an ihre Grenzen gekommen – auch durch den Wegfall von Entlastungsangeboten in der Covid-19 Pandemie. Deswegen müssen unabhängige Beratungen und Hilfestellungen für pflegende Angehörige stärker abgesichert werden; finanzielle Belastungen müssen verringert werden.

„Das System der ambulanten Pflege läuft schon viel zu lange im Notbetrieb. Schon vor der Corona-Krise standen pflegenden Angehörige unter einem enormen Druck. Denn qualifizierte Pflegekräfte waren und sind extrem schwer zu finden; immer wieder fanden Betroffene keinen ambulanten Pflegedienst mehr. Die Folge: Pflegende Angehörige müssen einspringen oder sich sogar zwischen Beruf und Pflege entscheiden. Neue Regelungen in der Pflegeversicherung und weitere schnelle, zielgerichtete Maßnahmen sind überfällig“, unterstrich Dr. Martin Danner, Geschäftsführer der BAG SELBSTHILFE.

Die BAG SELBSTHILFE fordert im Rahmen einer Anhörung im Gesundheitsausschuss zu Anträgen der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN die Stärkung der pflegenden Angehörigen. So müssen pflegenden Angehörigen Ersatzleistungen wie Pflegegeld zustehen, wenn Dienste ausfallen oder keine Angebote vorhanden sind. Ebenso wichtig wie finanzielle Absicherungen sind aber auch gute und unabhängige Information und Beratung. Während der Pandemie waren pflegende Angehörige mit unvorhersehbaren Notlagen und Ausfällen konfrontiert. Neue Notfall-Hotlines können da hilfreich sein. Insgesamt plädiert die BAG SELBSTHILFE dafür, dass längerfristig ein flächendeckend vorhandenes, unabhängiges und niedrigschwelliges Angebot an Beratungsstellen etabliert wird.

Viele Angehörige mussten in der Pandemie zudem erleben, dass Pflege-Einrichtungen trotz Lockerungen ihre Türen nach wie vor geschlossen halten. Wo Begegnungen und Kontakte fehlen, geht es den Pflegebedürftigen häufig deutlich schlechter. Nordrhein-Westfalen hat gezeigt, wie es gehen kann, und eine Dialogstelle eingerichtet. Sie vermittelt zwischen Einrichtungen und Angehörigen und flankiert rechtssichere Lösungen. Aus Sicht der BAG SELBSTHILFE müssen dringend in allen Bundesländern solche Dialogstellen eingerichtet werden.

 

Dr. Martin Danner
Bundesgeschäftsführer
BAG SELBSTHILFE
Bundesarbeitsgemeinschaft
Selbsthilfe von Menschen mit
Behinderung, chronischer
Erkrankung und ihren Angehörigen e.V.

Kirchfeldstr. 149
40215 Düsseldorf
Tel.:  0211 – 31006 – 50
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Die BAG SELBSTHILFE mit Sitz in Düsseldorf ist die Dachorganisation von 120 bundesweiten Selbsthilfeverbänden behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen. Darüber hinaus vereint sie 12 Landesarbeitsgemeinschaften und 7 außerordentliche Mitgliedsverbände.
Der BAG SELBSTHILFE sind somit mehr als 1 Million körperlich-, geistig-, sinnesbehinderte und chronisch kranke Menschen angeschlossen, die sowohl auf Bundes- und Landesebene tätig sind als auch auf lokaler Ebene in Selbsthilfegruppen und Vereinen vor Ort.
Selbstbestimmung, Selbstvertretung, Integration, Rehabilitation und Teilhabe behinderter und chronisch kranker Menschen sind die Grundsätze, nach denen die BAG SELBSTHILFE für die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung behinderter und chronisch kranker Menschen in zahlreichen politischen Gremien eintritt.

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