Hart an der Grenze (Coaching für Kümmerer)

Laufzeit: Januar 2011 - Dezember 2014 / 
Januar 2019 - Dezember 2019 (Neuauflage des Handbuchs)
Förderung: Das Projekt wurde von Januar 2011 bis Dezember 2013 vom BKK Bundesverband gefördert. Ab 2014 übernahm der BKK Dachverband die Förderung.

Projektbeschreibung

Im Rahmen des Projekts „Coaching für Kümmerer“ wurden Schulungen entwickelt, die den Selbsthilfeorganisationen Hilfestellung zur Vermeidung von Überlastungssituationen in ihren Organisationen geben. Neben sensibilisierenden Vorträgen und Seminaren wurden auch Train-the-Trainer Seminare durchgeführt. Die Selbsthilfeorganisationen sollen damit in die Lage versetzt werden, in diesem wichtigen Handlungsbereich aktiv zu werden und ihre Ehrenamtlichen zu unterstützen.

Es wurden Methoden und Materialien entwickelt, die zum einen innerhalb der Selbsthilfeorganisationen für die Thematik der Überforderung sensibilisieren. Zum anderen unterstützen sie Ehrenamtliche dabei, sich der eigenen Grenzen bewusst zu werden und zu lernen, diese zu achten.

Die Thematik „Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe“

Die Aufgaben nehmen nicht ab. Es wird immer mehr Arbeit anstatt weniger.
Dieses Gefühl kennen viele Engagierte in der Selbsthilfe.

Wenn das freiwillige Engagement zur Belastung wird

Selbsthilfe bedeutet gegenseitige Unterstützung, gemeinsames Handeln und auch die Bestätigung, anderen helfen zu können und gebraucht zu werden. Die Aktiven fühlen sich dadurch gestärkt und schöpfen neue Lebenskraft. Jedoch ist Ehrenamt oft auch Arbeit, die neben der persönlichen Erfüllung auch Herausforderungen mit sich bringt.

Ob eine Aufgabe als Aufgabe, als Herausforderung oder als Überforderung wahrgenommen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sind genügend innere Ressourcen, etwa positive Motivation, Wissen und starkes Selbstwertgefühl vorhanden, stellt sich meist ein sehr gutes Gefühl („das macht mir Spaß“) ein. Stimmen auch die äußeren Rahmenbedingungen, wie ausreichend Zeit für die anstehende Aufgabe oder Anerkennung für das Engagement, bleibt der Energiepegel meist hoch. Tritt jedoch im Laufe der Zeit die Situation ein, dass nicht genügend innere und/oder äußere Ressourcen vorhanden sind, kann es – manchmal schleichend und unmerklich – zu einem Belastungserleben und somit zur Überforderung kommen.

Auf Überforderungssituationen reagiert der Mensch mit Stress. Dies ist erst einmal nicht negativ. Denn dadurch wird Energie freigesetzt, die uns oft auch zu Höchstleistungen anspornt. Folgt dann auf eine Belastungsphase eine Zeit der Entspannung, kann sich der Körper regenerieren. Schwierig wird es, wenn sich der Körper in einem andauernden Stresszustand befindet. Dann können körperliche Beschwerden bis hin zu ernsthaften Organerkrankungen auftreten.

Wie kann Überforderung vorgebeugt werden? Warum ist es so schwierig die Balance zu halten?

Die eigenen Grenzen zu kennen und diese auch zu achten, ist dringend erforderlich, um „gesund“ und motiviert zu bleiben. Sicherlich kennt jeder eine Vielzahl von Strategien, die ihm helfen, im Alltag Stress abzubauen: Sei es der abendliche Spaziergang mit dem Hund, die sportliche Betätigung oder ein Ausflug mit Freunden.

Über das „Gelegentlich etwas für sich tun“ hinaus bestehen weitere individuelle Strategien, die dabei helfen können, Überforderungssituationen besser zu meistern:

  • Analyse der eigenen Überforderungssituation
    • Aktive Auseinandersetzung mit eigenem Stress
    • Antreiber erkennen und aktiv Gegenmaßnahmen ergreifen
  • Aufbau von Fertigkeiten, effektiv mit Stress umzugehen
    • Auf den Körper achten
    • Beziehungen pflegen
    • Andere sinnvolle Tätigkeiten suchen
    • Spiritualität leben
    • Werte, Ziele und Lebensinhalte prüfen
  • Reduzierung der Belastungen
    • Nein-Sagen üben
    • Zeitmanagement
    • Die eigene Rolle überdenken

Darüber hinaus sollten aber auch die Organisationen Maßnahmen ergreifen, um der Überforderung Einzelner vorzubeugen. Im organisatorischen Bereich bestehen einige Möglichkeiten, die bei der Strukturierung und dem Management von ehrenamtlicher Arbeit hilfreich sein können:

  • Reduzierung der Sprechzeiten
  • Arbeitsteilung
  • Aufgabenbeschreibungen
  • Zeitpläne
  • Regelmäßige Supervisionen und Weiterbildungen
  • Organisationsberatung

Für die Sensibilisierung innerhalb der Organisationen wurden im Rahmen des Schulungskonzepts „Hart an der Grenze“ verschiedene Methoden und Materialien entwickelt, die individuell genutzt werden können:

  • Der Vortrag kann sowohl für einen ersten Einstieg in das Thema als auch für die konkrete Wissensvermittlung genutzt werden.
  • Ein zweitägiger Workshop wurde konzipiert und evaluiert, in dem sich Engagierte mit anderen Teilnehmenden über eigene Überforderungssituationen austauschen können.
  • Der „Methodenkoffer“ bietet ReferentInnen die Möglichkeit, die passende Methode für eine Schulung auszuwählen.
  • Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil, um Überforderung in der Selbsthilfe anzugehen.

Weiterhin zeigt die Erfahrung, dass man gerade in arbeitsintensiven Zeiten Gefahr läuft, das Thema „Überforderung“ aus den Augen zu verlieren. Daher sollte in der Organisation ein „Beauftragter“ / eine „Beauftragte“ das Thema „Überforderung“ wachhalten.

Die verschiedenen Methoden und Materialien werden in dem Handbuch „Hart an der Grenze – Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe“ ausführlich beschrieben.

Der Flyer „Hart an der Grenze – Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe“ fasst die wichtigsten Aspekte zum Thema Überforderung zusammen und bietet eine erste Orientierung für ratsuchende Männer und Frauen.

Hintergrund und Geschichte

Die Arbeit der Selbsthilfeorganisationen in der Gesundheits- und Behindertenselbsthilfe basiert im Wesentlichen auf ehrenamtlicher Arbeit. Ohne den Einsatz der vielen ehrenamtlich engagierten Menschen würde die Selbsthilfe ihre Arbeit und die damit verbundenen Angebote nicht durchführen können. Menschen engagieren sich neben ihrer Erwerbsarbeit und der Fürsorge für die eigene Familie noch in Selbsthilfegruppen und -vereinen. Sie setzen sich nicht nur für die eigenen, sondern auch für die Belange anderer betroffener Menschen ein.

Zunehmend werden die in der Selbsthilfe ehrenamtlich Aktiven vor neue, äußerst komplexe Aufgaben und Herausforderungen gestellt. Denn es werden nicht nur immer mehr, sondern auch immer höhere Ansprüche an die Organisationen der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe gestellt. Zusätzlich stehen die Ehrenamtlichen vor dem Problem, dass es oft einen Nachwuchsmangel in ihren Organisationen gibt, sodass die vielen und vielfältigen Aufgaben nicht auf viele Engagierte verteilt werden können.

Die Leitung einer Gruppe, die Führung eines Verbands oder die Aufrechterhaltung eines Beratungsangebots bringt neben der persönlichen Erfüllung auch Herausforderungen mit sich. Wenn die Herausforderung in eine Überforderung umschlägt, ist auch die eigene – meist ohnehin schwache – Gesundheit gefährdet.

Ziel des Projekts „Coaching für Kümmerer“ ist, die Selbsthilfeorganisationen und ihre ehrenamtlich Engagierten dabei zu unterstützen, Überforderungssituationen zu erkennen und diesen gegenzusteuern. Denn Engagement in der Selbsthilfe darf nicht dazu führen, dass die ehrenamtlich Aktiven – frustriert oder überfordert – ihre Gesundheit belasten und daraufhin unter Umständen der Selbsthilfe den Rücken kehren. Es gilt, die Betroffenen zu unterstützen, sodass wertvolles Wissen und die so wichtigen Ressourcen der „Kümmerer“ der Selbsthilfe erhalten bleiben.

Um eine weiterhin erfolgreiche und für die ehrenamtlich Tätigen befriedigende Selbsthilfearbeit zu gewährleisten, haben sich die BAG SELBSTHILFE e.V., die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. und die Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V. im Rahmen des Projekts „Coaching für Kümmerer“ zusammengeschlossen. Im Jahr 2011 wurde ein Schulungskonzept zur Überforderungsvermeidung ehrenamtlich Tätiger in der Selbsthilfe entwickelt und 2012 erstmals durchgeführt und getestet. In 2013 und 2014 wurden entsprechende Schulungs- und auch Train-the-Trainer Seminare durchgeführt und ein umfangreiches Handbuch konzipiert.

Die aus dem Projekt „Coaching für Kümmerer“ hervorgegangenen Schulungsmaterialien tragen in Anlehnung an das erfolgreiche Handbuch den Namen „Hart an der Grenze“.

Veranstaltungen

Train-the-Trainer Seminar 2014 „Hart an der Grenze - Überforderung in der Selbsthilfe erkennen und vorbeugen“
17.-18.10.2014 in Erfurt


Mit diesem Seminar wurden Verantwortliche und Engagierte in der Selbsthilfe mit pädagogischem/psychologischem Hintergrund dabei unterstützt, die Sensibilisierung für Überforderung weiter in die Verbandsstrukturen zu tragen. Der Blick wurde dabei auf die vorhandenen Ressourcen gerichtet. Über Kurzvorträge, Erfahrungsaustausch, Arbeitsgruppen, Rollenspiele u.v.m. wurden Techniken vermittelt und eingeübt, die im Alltag hilfreich sind.

Referenten:
Helga Schneider-Schelte, Diplom Sozialpädagogin, Supervisorin (systemisch), Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., Berlin
Jens Erik Geißler, Diplom Kaufmann, Gruppenleiter und Buchautor zum Thema „Burnout und Depressionen“

 

Für Anfragen zu weiteren Seminaren stehen die weiter unten benannten Ansprechpersonen gerne zur Verfügung.

 

Weitere vergangene Veranstaltungen

  • Vortrag „Auf Grenzen achten – Selbsthilfe und Überforderung“ von Cornelia Kern (Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V.) beim Workshop „Ehrenamtliche Beratung in der Selbsthilfe“, 26.02.2014, Düsseldorf
  • Fachtagung „Überforderung in der Selbsthilfe erkennen und vorbeugen“, 10.10.2013, Berlin (Programm (Bild-Datei))
  • Train-the-Trainer Seminar, 29.-31.08.2013, Berlin
  • Indikationsübergreifender Workshop, 14.-16.09.2012, Dortmund
  • Seminar „Grenzen setzen - Strategien gegen Überforderung“, 20.-22.04.2012, Berlin
  • Workshop „Coaching für Kümmerer“, 09.11.2011, Berlin

Ansprechpersonen und ReferentInnen/SeminarleiterInnen

ReferentInnen/SeminarleiterInnen

Hier finden Sie ReferentInnen/SeminarleiterInnen (alphabetisch nach Nachnamen sortiert), die Sie für Vorträge oder Seminare zum Thema „Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe“ direkt kontaktieren können. Es besteht aber auch ein Pool an weiteren ReferentInnen/SeminarleiterInnen, die über die BAG SELBSTHILFE angefragt werden können.

Anja Berding
Diplom Psychologin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung - DCCV - e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Inselstraße 1, 10179 Berlin
E-Mail: aberding@dccv.de

Frau Berding war Teilnehmerin des Train-the-Trainer Seminars im August 2013. Sie steht sowohl für Vorträge als auch für Seminare nach Absprache zur Verfügung.


Jens Erik Geißler
Diplom Kaufmann, Gruppenleiter und Buchautor zum Thema „Burnout und Depressionen“

Tel.:    0152 53169026
E-Mail: jens232@yahoo.de

Neben seiner Unterstützung der Berliner Selbsthilfegruppen zum Thema „Burnout und Depressionen“ ist Jens Erik Geißler ehrenamtlich im Arbeitskreis Fortbildung von SEKIS-Berlin als Referent tätig.
Er war zunächst Teilnehmer und dann Co-Referent des Train-the-Trainer Seminars „Hart an der Grenze – Überforderung in der Selbsthilfe erkennen und vorbeugen“.    
Herr Geißler steht sowohl für Vorträge als auch für Seminare nach Absprache zur Verfügung.


Hedwig Hagg

Deutsche Dystonie Gesellschaft e.V.
Stollenweg 12, 93051 Regensburg
Tel.:    0152 26904682
E-Mail: hedwig.hagg@dystonie.de

Frau Hagg war Teilnehmerin des Train-the-Trainer Seminars im Oktober 2014. Sie steht sowohl für Vorträge als auch für Seminare nach Absprache zur Verfügung.


Petra Nachtigal
Diplom Sozialpädagogin

Gesundheitsamt Bremen
Kommunale Selbsthilfeförderung
Horner Straße 60-70, 28203 Bremen
Tel.:    0421 36115163
E-Mail: petra.nachtigal@gesundheitsamt.bremen.de

Frau Nachtigal ist langjährig im Bereich der Behindertenhilfe und Selbsthilfeförderung beratend tätig. Sie verfügt über mehrjährige Erfahrungen in der Erwachsenenbildung und in der Leitung von Seminaren mit dem Schwerpunktthema „Umgang mit Lebenskrisen“.
Frau Nachtigal war Teilnehmerin des Train-the-Trainer Seminars im Oktober 2014. Sie steht für Seminare nach Absprache zur Verfügung.


Burkhard Schlott

Deutsche Rheumaliga LV MV, AG Parchim
Gillhoffstraße 44, 19370 Parchim
Tel.:    03871 267769
E-Mail: babusch15@kabelmail.de

Herr Schlott war Teilnehmer des Train-the-Trainer Seminars im Oktober 2014. Er steht sowohl für Vorträge als auch für Seminare nach Absprache zur Verfügung.


Helga Schneider-Schelte
Diplom Sozialpädagogin, Supervisorin (systemisch)

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz    
Friedrichstraße 236,10969 Berlin
Tel.:    030 2593795-15    
E-Mail: helga.schneider-schelte@deutsche-alzheimer.de

Frau Schneider-Schelte ist zum Teil freiberuflich als Supervisorin und Fortbilderin tätig.
Sie verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen und war die federführende Referentin des Train-the-Trainer Seminars „Hart an der Grenze – Überforderung in der Selbsthilfe erkennen und vorbeugen“ im Oktober 2014.
Frau Schneider-Schelte steht sowohl für Vorträge als auch für Seminare nach Absprache zur Verfügung.


Vera Starke
Diplom-Kommunikationswirtin, systemische Therapeutin und Coach (SG)

Berlin-Brandenburgische Cochlear Implant Gesellschaft e.V.
Goerzallee 51, 12207 Berlin
Tel.:    030 84309223
E-Mail: vera.starke@bbcig.de

Frau Starke ist freiberuflich als Seminarleiterin und Supervisorin u.a. für Selbsthilfegruppen tätig. In ihren Kommunikationsseminaren geht es hauptsächlich um „Gelassenheit finden und Stressabbau“.
Frau Starke war Teilnehmerin des Train-the-Trainer Seminars im Oktober 2014. Sie steht sowohl für Vorträge als auch für Seminare und Workshops nach Absprache zur Verfügung.

Materialien (Downloads und Bestellungen)

Handbuch „Hart an der Grenze – Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe“

Das Handbuch zeigt anhand zahlreicher praxisnaher Beispiele und konkreter Handlungshilfen Wege auf, wie „Kümmerer“ – trotz aller Herausforderung – gesund und motiviert bleiben können. Es beinhaltet Grundlagen zur Selbsthilfe, deren Möglichkeiten und Grenzen und zeigt das Spannungsfeld zwischen Ehren- und Hauptamt auf. Neben den Informationen zu „Überforderung“, „Stress“ und „Burn-out“ vermittelt es als Schulungsbuch Wissenswertes zur Prävention von Überforderung und gibt Anregungen, wie eine Organisation das Thema durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit verbreiten kann. Zahlreiche weitergehende Literaturhinweise, eine Checkliste zur Durchführung von Veranstaltungen und ein umfangreicher Methodenkoffer mit zahlreichen praktischen Anregungen zur Durchführung von Seminaren unterstützen Interessierte bei der Umsetzung von Maßnahmen.

Das Handbuch wurde im Juni 2020 überarbeitet und neu aufgelegt: Handbuch „Hart an der Grenze – Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe“  Dieses Dokument in neuem Tab öffnen und vorlesen (2. überarbeitete Auflage 2020, PDF-Datei)

Druckexemplare der Neuauflage können über die Zentrale der BAG SELBSTHILFE unter der Telefonnummer 0211-31006-0 oder info@bag-selbsthilfe.de bestellt werden.

Franzisca Hetzer

Tel.: 0211 31006-35
Mail: Franzisca.Hetzer@bag-selbsthilfe.de

Kirchfeldstraße 149
40215 Düsseldorf