Weitere gesundheitspolitische Schwerpunktthemen

Die Selbsthilfe engagiert sich sowohl gesellschaftlich als auch politisch seit jeher dafür, dass Patientinnen und Patienten sich im Gesundheitssystem besser zurecht finden, passende Angebote finden und eine aktivere Rolle bei der Ausgestaltung ihrer Behandlung einnehmen können. Dies erfordert vor allem auch eine Veränderung des Gesundheitssystems hin zu einer „sprechenden“ Medizin und einen anderen Umgang mit Patientinnen und Patienten. Vor diesem Hintergrund setzt sich die BAG SELBSTHILFE in vielfältigen Gremien für eine grundsätzliche Umgestaltung und Verbesserung der Abläufe im Gesundheitssystem ein.

Transparenz im Gesundheitswesen

Deutschland verfügt über ein hochdifferenzietres Gesundheitswesen mit den verschiedensten Versorgungseinrichtungen. Dies bringt einerseits Vorteile für Patientinnen und Patienten, da diese stark ausdifferenzierte Struktur es erlaubt, sowohl eine gute Grundversorgung in der Fläche als auch hochspezialisierte Leistungen bereit zu stellen. Andererseits ist es für Patientinnen und Patienten umso schwerer, den Überblick über das Versorgungsgeschehen zu behalten. Gerade was die Unterschiede in der Qualität der Versorgung anbelangt, wird teilweise sogar bewusst Intransparenz geschaffen.

Daher engagiert sich die BAG SELBSTHILFE als Kooperationspartner der „Weissen Liste“.

Die „Weisse Liste“

(Informationen von der Internetseite „Weisse Liste“ unter: https://www.weisse-liste.de/de/informationen/das-projekt/)

Wer krank ist, möchte sich in guten Händen wissen. Die Weisse Liste unterstützt Patienten und Angehörige bei der Suche nach einem Arzt oder Krankenhaus – mit verständlichen und unabhängigen Informationen. Das Internetportal ist ein Projekt der Bertelsmann Stiftung. Strategische Partner und Co-Initiatoren der Weissen Liste sind die Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen. Die Verbände begleiten das Projekt mit Blick auf die Interessen von Patienten und Verbrauchern.


Arzt und Krankenhaus – suchen und planen

Die Weisse Liste unterstützt Sie bei der Suche nach:

Mit dem Diagnosen-Dolmetscher können Sie Ihre Diagnose in eine verständliche Sprache übersetzen. Ein Facharzt-Dolmetscher zeigt Ihnen an, was bestimmte Facharztbezeichnungen bedeuten.


Wegweiser im Gesundheitswesen

Das Portal ist komplett kosten- und werbefrei. Anspruch der Projektpartner ist es, Sie bei Ihren Entscheidungen im Gesundheitswesen zu unterstützen. Die Weisse Liste ist seit 2008 online zugänglich. Das Informationangebot wird dauerhaft ausgebaut – sodass sich das Portal nach und nach zu einem umfassenden Wegweiser im Gesundheitswesen entwickelt. Informieren Sie sich auf den folgenden Seiten zu den Angeboten der Weissen Liste:

Frauengerechtes Gesundheitssystem

Der Arbeitskreis „Frauen mit Behinderungen und chronischer Erkrankung“ der BAG SELBSTHILFE hat ein Positionspapier für ein frauengerechtes Gesundheitssystem verfasst:
Positionspapier des Arbeitskreises „Frauen mit Behinderung und chronischer Erkrankung“ in der BAG SELBSTHILFE  Dieses Dokument in neuem Tab öffnen und vorlesen

Selbsthilfeforschung (SHILD-Report)

Seit Sommer 2013 findet ein bundesweites Forschungsvorhaben zur Struktur- und Bedarfsanalyse der Selbsthilfe in Deutschland (SHILD) statt.

Mittlerweilse liegen die ersten Zwischenergebnisse des Forschungsvorhabens vor. Auf der Projektwebsite www.uke.de/shild können Sie unter der Rubrik „Materialien“ die Kurzberichte über die Befragungen der Selbsthilfeorganisationen und Selbsthilfegruppen abrufen.

Patientenpartizipation in der „Nationalen Dekade gegen Krebs“

Selbsthilfeorganisationen sind Netzwerkpartner

Krebserkrankungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen und sind die zweithäufigste Todesursache. Umso wichtiger ist, dass die Bemühungen unterschiedlicher Gruppen, Forschung und medizinische Praxis, Politik und Patienten, sich zusammentun, damit Programme und Maßnahmen national abgestimmt geplant und umgesetzt werden und Forschung zielführend weiter entwickelt wird.

Mit gebündelten Kräften lässt sich die onkologische Versorgung und die Lebensqualität der Betroffenen und der Angehörigen deutlich verbessern.  Aber auch bei der Verhinderung von Krebserkrankungen sind gute Fortschritte zu erwarten. Deshalb ist die BAG SELBSTHILFE Netzwerkpartner der Nationalen Dekade gegen Krebs.

Hintergrund: Die „Nationale Dekade gegen Krebs“

Die Nationale Dekade gegen Krebs wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert und dieses Ministerium richtet sie gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit aus. Die Nationale Dekade trägt ihren Namen von den zehn Jahren ihrer Durchführung von 2019 bis 2029. Das Netzwerk bringt zentrale Einrichtungen aus Forschung und Versorgung und medizinische Fachgesellschaften, den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen, die Deutsche Krebsgesellschaft, Gesundheitswirtschaft und weitere Interessengruppen zusammen.

Die BAG SELBSTHILFE gehört seit Beginn der Initiative zu den Netzwerkpartnern.

Selbsthilfe leistet Patientenpartizipation in der „Nationalen Dekade gegen Krebs“

Gerade weil die Nationale Dekade gegen Krebs wesentlich das Ineinandergreifen von Forschung und Versorgung verbessern will, ist die BAG SELBSTHILFE mit ihren Mitgliedsorganisationen ein gewichtiger Netzwerkpartner. Denn es sind die Patienten, die sich an der Forschung beteiligen und denen eine verbesserte Versorgung zugutekommen soll. Ihre gebündelten Erfahrungen müssen entsprechend berücksichtigt werden.

Die BAG SELBSTHILFE ist mit ihrem Vorstandsmitglied Renate Pfeifer im Strategiekreis der Nationalen Dekade gegen Krebs vertreten. Patientenpartizipation, die von Selbsthilfeorganisationen und deren Netzwerken getragen wird, zieht sich aber durch alle Gremien und Arbeitsgruppen des Netzwerks.

Ziele der Beteiligung sind vor allem, dass Krebserkrankungen verhindert oder früher erkannt werden, dass Angebote der Versorgung patientenorientiert ausgestaltet werden, dass Impulse, die in Feldern der Versorgung gewonnen wurden, für zielgerichtete Forschung genutzt werden und dass neueste anerkannte Forschungsergebnisse schnell und flächendeckend in die Versorgung einfließen. Grundlegend ist bei allem, dass den Patientinnen und Patienten gute Informationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Es gibt vier Dimensionen für die Beteiligung der BAG SELBSTHILFE und ihrer Mitgliedsorganisationen:

  • Forschung: Ausrichtung, Konzeption, patientenrelevante Endpunkte
  • Versorgungsformen: Ausgestaltung bzw. Bewertung, insbesondere des Disease-Management-Programms Brustkrebs, der Förderanträge zu Versorgungsformen beim Innovationsausschuss, der Konkretisierungen in Bezug auf Regelungen zur Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV)
  • Qualitätssicherung: Patientenrelevante Qualitätsindikatoren, Patientenbefragungen
  • Gesundheitsinformationen: Erarbeitung von Patientenleitlinien, IQWiG Gesundheitsinformationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Als Grundlage für die Stärkung der Patienten allgemein in Forschung und Versorgung sehen die Vertreter der Selbsthilfe an, dass Versorgungsstrukturen und Qualitätsunterschiede in der Versorgung ebenso transparent gemacht werden wie Entscheidungsoptionen und Aufklärung.

Durch die Beteiligung der Selbsthilfe nehmen Patienten Einfluss auf die Programme und Maßnahmen, die für die Nationale Dekade gegen Krebs geplant und umgesetzt werden, und sie bringen ihre Sicht in die Beratungsprozesse und in die künftige Ausrichtung und Konzeption der Forschungsförderung ein.

Nationaler Aktionsplan für Menschen mit seltenen Erkrankungen (NAMSE)

Die BAG SELBSTHILFE unterstützt die Allianz chronisch seltener Erkrankungen (ACHSE) bei ihren Bemühungen, den sogenannten Namse-Prozess weiter voranzutreiben. Unter www.namse.de finden Sie weitere Informationen.

Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen

Patientinnen und Patienten, die einer psychotherapeutischen Behandlung bedürfen, müssen lange auf Behandlungen warten und haben grundsätzlich Schwierigkeiten, genügend Angebote in zumutbarer Entfernung zu finden. Auch für Angehörige, die stets mitbetroffen sind, gibt es keine ausreichenden Hilfsangebote.

Es muss dringend eine patientenorientierte, bedarfsgerechte und flächendeckende psychotherapeutische Versorgung zur Verfügung gestellt werden, die dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse entspricht.

Daher tritt die BAG SELBSTHILFE für neue berufsrechtliche und sozialrechtliche Regelungen in Deutschland ein und spricht sich für die Weiterentwicklung von Wissenschaft und Forschung, insbesondere der Versorgungsforschung, aus.

Forderungen zur psychotherapeutischen Versorgung

Die BAG SELBSTHILFE begrüßt den Ansatz, im Bereich der Psychotherapie einen akademischen Abschluss einzuführen, die Weiterbildung neu zu regeln und den Zugang zum Beruf der Psychotherapeutin und des Psychotherapeuten über eine Approbation zu ermöglichen. Dabei ist wünschenswert, dass Inhalte angrenzender Qualifikationsbereiche gut aufeinander abgestimmt werden, z.B. durch klar unterscheidbare Berufsbezeichnungen.

Für die Versorgung kann auf dem Weg einer Ausbildungsreform erreicht werden, dass künftig wissenschaftlich geprüfte und empfohlene psychotherapeutische Verfahren, Methoden und Techniken in ihrer Vielfalt zwingender Bestandteil der Ausbildung sind. Auch die praktische Orientierung muss hinreichend in der Ausbildung abgebildet sein.

Aus Sicht der Patientinnen und Patienten trägt es weiterhin zur besseren Versorgung bei, wenn auch die Berufstätigen, die sich auf den bislang bestehenden Wegen qualifiziert haben, Möglichkeiten erhalten, die neuen Abschlüsse zu erwerben und Weiterbildungen zu nutzen. 

Für die Qualität der Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist es ein gewichtiger Vorteil, wenn Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten etwa eine erziehungswissenschaftliche oder psychologische Ausbildung abgeschlossen haben. Daher tritt die BAG SELBSTHILFE für Möglichkeiten der geregelten Anerkennung besonderer Doppel- und Zusatzqualifikationen ein.

Übergeordnetes Ziel der psychotherapeutischen Versorgung muss sein, dass die bestehenden Bedarfe zahlenmäßig besser abgedeckt werden und dass die überkommene Aufteilung der Sitze zwischen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeutinnen und –therapeuten überwunden wird.

Die BAG SELBSTHILFE fordert daher mit Nachdruck, dass die Bedarfsplanung nach
§ 92 SGB V durch einen entsprechenden Gesetzesauftrag an den Gemeinsamen Bundesausschuss grundlegend neu gestaltet wird.

Forderungen zur Weiterentwicklung der Versorgungsforschung

Die BAG SELBSTHILFE e.V. hält die Weiterentwicklung der Erforschung von psychischen Erkrankungen zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörigen für notwendig. Sie tritt mit der Aktion psychisch Kranker e.V. für die folgenden Forderungen ein:

Einbettung in den translationalen Prozess

Versorgungsforschung sollte in den translationalen Prozess eingebettet werden, ausgehend von der klinischen Grundlagenforschung bis hin zur Evaluation nachhaltig eingeführter evidenzbasierter Maßnahmen im Versorgungs- und Behandlungsalltag.

Die gesellschaftlich zentralen Forschungsfragen betreffen die Entstehung psychischer Erkrankungen (z.B. soziale Determinanten, traumatische Belastungen in der Kindheit), die Strategien der Krankheitsbewältigung (z.B. individuelle Genesungswege im Sinne des Recovery-Modells, Ermöglichung von Inklusion und Teilhabe) sowie die Umsetzung entsprechender Behandlungspfade und Versorgungsangebote in den Alltag.

Lebenswelten, Milieus, Stadt-Land-Unterschiede, Diversität, Migration sowie regionale Variabilität müssen zur Sicherstellung flächendeckender Translation in den Versorgungsalltag ebenfalls berücksichtigt werden.

Soziale und berufliche Teilhabe sowie Förderung individueller Krankheitsbewältigung

Die gelingende Implementation evidenzbasierter psychosozialer Interventionen im Lebensumfeld und der Einbezug in das Arbeitsleben sind von zentraler Bedeutung für die soziale Teilhabe. Weitere dringend zu bearbeitende Forschungsthemen im Rahmen der psychosozialen Interventionen sind die Stärkung der Selbstwirksamkeit (Empowerment) und die Förderung der individuellen Krankheitsbewältigung (Recovery) sowie Fragen der Beziehungsgestaltung und der partizipativen Entscheidungsfindung.

E-Mental-Health

Die Disseminations- und Implementierungsforschung kann Aufschluss darüber geben, wie das bekannte Potenzial von E-Health-Interventionen in Prävention, Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen ihren Nutzen entfalten kann.

Zusätzliche Krankheitslasten: Stigma und Ausgrenzung

Erforderlich sind partizipative sowie nutzergeleitete Ansätze zur Stigma-Bewältigung und zum Abbau gesellschaftlicher Vorurteile sowie die Klärung ihrer Wirksamkeit und Implementierbarkeit unter Alltagsbedingungen.

Partizipative Forschung

Mitbestimmende und gestaltende Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen an der Forschung ist von großer Bedeutung für die Weiterentwicklung des Feldes. Sie setzt konsequent die Forderung der UN-BRK nach aktiver Teilhabe um, indem relevante Forschungsfragen identifiziert und nutzergerechte, innovative Angebote entwickelt werden.

Versorgung von Menschen mit Herz-/Kreislauferkrankungen

Unter Beteiligung der BAG SELBSTHILFE auf Initiative von Vertreterinnen und Vertretern der Regierungsfraktionen im Deutschen Bundestag fanden im Jahr 2019/2020 zahlreiche Expertengespräche zur Vorbereitung einer Nationalen Herz-Kreislauf-Strategie statt. Hier finden Sie die Handlungsempfehlungen aus den Sitzungen des Expertengespräches (Stand 29. Juni 2020)  Dieses Dokument in neuem Tab öffnen und vorlesen.

Foto Dr. Siiri Doka

Kontakt

Dr. Siiri-Ann Doka

Referatsleiterin Gesundheitspolitik und Selbsthilfeförderung

Tel.: 0211 31006-56
Fax: 0211 31006-66
Mail: siiri.doka@bag-selbsthilfe.de

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