Digitalisierung im Gesundheitswesen aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer mitgestalten
Information und Kompetenzvermittlung zur „ePA für alle“ für die Selbsthilfe
| Laufzeit: | April 2023 - März 2026 |
| Förderer: | KKH |
Projektbeschreibung
Die fortschreitende Digitalisierung führt zu einer ständig wachsenden Menge an Wissen und Informationen und verändert die Behandlungs- und Kommunikationsstrukturen im Gesundheitssystem. Daher ist es dringend erforderlich, die digitale Gesundheitskompetenz insbesondere von chronisch kranken und behinderten Menschen sowie deren Angehörigen zu stärken, da gerade diese Personengruppe von der Digitalisierung des Gesundheitswesens erheblich profitieren kann.
Ein zentraler Bestandteil dieser Digitalisierung ist die elektronische Patientenakte (ePA), die den Versicherten kostenlos und freiwillig zur Verfügung steht und die Speicherung sowie Verwaltung medizinischer Dokumente ermöglicht. Um die Nutzung und Sicherheit der ePA weiter zu verbessern, wird sie kontinuierlich weiterentwickelt.
Das Projekt hat zum Ziel, die Mitglieder der Selbsthilfeverbände umfassend über die Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) zu informieren und sie für die Anwendung zu sensibilisieren. Durch Webinare werden die grundlegenden Kenntnisse zur ePA vermittelt. Informationsmaterialien wie beispielsweise Postkarten und Online-Inhalte werden entwickelt und verbreitet, um die Kenntnislage zu verbessern und die Nutzungsmöglichkeiten der ePA darzustellen. Regelmäßige Updates informieren zu Änderungen und neuen Funktionsmöglichkeiten, in turnusmäßig angebotenen Workshops werden die drängendsten Fragen beantwortet. Parallel zur Entwicklung der elektronischen Patientenakte (ePA) werden die Mitglieder der Selbsthilfeverbände kontinuierlich begleitet und unterstützt, um ihre digitale Gesundheitskompetenz zu erhöhen.
2023
Im Rahmen des Teilprojekts 2023 wurden mehrere wichtige Arbeitsschritte umgesetzt. Zunächst wurden die Verantwortlichen in den Selbsthilfeorganisationen chronisch kranker und behinderter Menschen in Deutschland hinsichtlich des Informations- und Qualifizierungsbedarfs der Selbsthilfeaktionen zu allen Fragen rund um die Nutzung und konzeptionelle Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte (ePA) sensibilisiert.
In Gesprächen mit Selbsthilfeaktiven verschiedener Verbände wurde ermittelt, welche Gründe es gibt, die aktuelle ePA bislang nicht zu nutzen. Dabei wurde festgestellt, dass das Wissen um die Möglichkeiten einer elektronischen Patientenakte noch sehr gering ist. Außerdem werden die elektronische Gesundheitskarte (eGK) und die elektronische Patientenakte (ePA) hinsichtlich ihrer Funktionalitäten häufig verwechselt. Bei den Betroffenen, die über das Wissen verfügen, fehlt oft die Motivation zur Nutzung, da ein unmittelbarer Mehrwert nicht erkennbar ist. Besonders bei Personen, die sich um Angehörige kümmern oder diese betreuen, besteht ein großes Bedürfnis, die ePA für diese Personen zu führen. Jedoch stehen die Nutzungswilligen bei der Einrichtung dieser Option vor großen Herausforderungen, und viele Fragen können auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kassen derzeit noch nicht beantworten.
Die vorhandenen Informationsmaterialien der KKH zur ePA wurden gesichtet und die bisherigen Rechercheergebnisse in einer Arbeitsgruppe besprochen. Die Arbeitsgruppe kam zu dem Schluss, dass zunächst die Personen unterstützt werden sollten, die die ePA gerne nutzen möchten. Das bedeutet, dass laienverständliche Informationsmaterialien zur Einrichtung und Nutzung der ePA sowie zum Eintragen der Vertretungsmöglichkeiten in der ePA erstellt werden sollen. Darüber hinaus wurden erste Überlegungen zu einem Online-Tutorial angestellt, das die Handhabung der ePA leicht verständlich darstellen soll.
Um die Handhabung der ePA anschaulich präsentieren zu können, wäre die Nutzung einer Demonstrations-ePA sinnvoll. An die KKH wurde die Bitte herangetragen, zu prüfen, ob eine solche zur Verfügung gestellt werden kann. Parallel dazu wurde auch Kontakt mit der Gematik aufgenommen, um zu klären, ob Test- oder Demonstrationsumgebungen bereitgestellt werden können.
2024
Um eine Sensibilisierungs- und Informationsstrategie für die Verantwortlichen in der Selbsthilfe zu entwickeln, war es zunächst nötig herauszufinden, welche Möglichkeiten und Funktionalitäten der elektronischen Patientenakte (ePA) den Anwendern aktuell zur Verfügung stehen. Dazu wurde eine ausführliche Recherche über die gesamte Entwicklungs- und Umsetzungshistorie der ePA durchgeführt.
Um die Nutzungsfreundlichkeit zu testen, beantragte die Projektleitung bei ihrer Krankenkasse eine persönliche ePA. Dieser Prozess war jedoch sehr anwendungsunfreundlich und zeitintensiv. Das Opt-In-Verfahren erwies sich als ungeeignet für eine breite Mehrheit der Krankenkassenmitglieder. Daher entschied die Bundesregierung, ab dem kommenden Jahr auf ein Opt-Out-Verfahren umzusteigen, bei dem alle Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen automatisch in das System
Um die Verbände der BAG-Selbsthilfe umfassend über die Einführung der „ePA für alle“ aufzuklären und auch weiterhin zeitnah aktuelle Informationen bereitstellen zu können, wurde eine Kampagne konzipiert, die verschiedene Informationskanäle nutzt. Für einen hohen Wiedererkennungswert wurde ein einheitliches Logo erstellt. Um der dynamischen Entwicklung der ePA gerecht zu werden, wurde eine Informationsbroschüre von der Agentur 3MAL1 in Berlin barrierefrei gestaltet und auf der Website der BAG SELBSTHILFE eingebunden.
Es wurden fünf priorisierte Themen der Kampagne für die Social-Media-Kanäle angepasst und von der Agentur 3MAL1 gestaltet, um vor allem eine jüngere Zielgruppe zu erreichen. Zudem wurden Videos in Gebärdensprache erstellt und auf der Kampagnenseite sowie auf YouTube veröffentlicht. Die Berliner Agentur 3MAL1 konzipierte auch Postkarten/Citycards mit leicht provokanten Slogans und QR-Codes, die zu weiteren Informationen führen.
Eine spezielle Website wurde eingerichtet, auf der alle Materialien der Kampagne aufgeführt und verlinkt sind. Neben den neuen Medien gibt es Hinweise zu weiteren Filmen und Podcasts rund um die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Die Postkarten der Kampagne werden den Verbänden zur Verfügung gestellt und dort möglichst weiterverteilt werden. Die Verbreitung der erstellten Posts erfolgt über verschiedene Social-Media-Kanäle.
Die Mitgliedsverbände der BAG SELBSTHILFE wurden auf diversen Kanälen über die Projektergebnisse und Materialien informiert, die angebotenen Workshops zur "ePA für alle" erfreuten sich einer großen Nachfrage.
2025
Zu Beginn des Jahres 2025 wurde eine Blitzabfrage unter den Verbänden der BAG SELBSTHILFE durchgeführt, um den Bekanntheitsgrad der „Keine Panik“-Initiative zur ePA und den aktuellen Informationsbedarf zu ermitteln. Die Umfrage wurde per E-Mail und postalisch versendet und im Rahmen eines Barcamps zusätzlich beworben, sodass möglichst viele Mitglieder erreicht wurden. Die Ergebnisse zeigten: Während die Initiative auf Bundesebene bekannt war, besteht auf Landesebene noch erheblicher Bedarf an gezielten Informationsmaßnahmen. Die Analyse ergab einen vielfältigen Wunsch nach Materialien – von digitalen und analogen Formaten über Informationen in leichter Sprache bis hin zu praxisnahen Erklärfilmen und barrierefreien Broschüren. Besonders gefragt waren kompakte Informationsangebote, Schulungen und Workshops, die helfen, Unsicherheiten abzubauen und die praktische Nutzung der ePA zu erleichtern. Die Befragung verdeutlichte, dass die Nutzung der ePA mit verschiedenen Hürden verbunden ist, insbesondere für ältere Menschen, Personen mit kognitiven Einschränkungen und Menschen mit geringer digitaler Kompetenz. Auch Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Kontrolle wurden geäußert. Es wurde deutlich, dass neben digitalen Lösungen auch analoge Alternativen notwendig sind, um eine gleichwertige Teilhabe zu ermöglichen.
Als Ergänzung zur digitalen Patientenakte wurde auf Basis der Blitzabfrage die analoge Patientenakte weiterentwickelt. Sie bietet eine strukturierte und barrierefreie Dokumentationsmöglichkeit für Menschen, die die ePA aus unterschiedlichen Gründen nicht nutzen können oder möchten. Die analoge Patientenakte erleichtert die Vorbereitung auf Arztbesuche und ermöglicht auch Angehörigen einen schnellen Zugriff auf relevante Gesundheitsdaten. Für die Gestaltung und das Layout wurde erneut die Werbeagentur 3MAL1 in Berlin beauftragt. Die Wahl fiel auf ein handliches Ringbuch im DIN A5-Format. Da das Projektbudget den Druck nicht abdeckt, wird derzeit nach Sponsoren gesucht; die Verbände können die Materialien digital beziehen und individuell zusammenstellen.
Im September 2025 war die BAG SELBSTHILFE mit einem interaktiven Informationsstand zur ePA auf der RehaCare-Messe in Düsseldorf vertreten. Die Besucher*innen konnten sich aktiv beteiligen, etwa über eine Mitmachwand zur Frage „Nutzen Sie die ePA?“ oder durch Beiträge an der Ideenleine. Die überwiegende Mehrheit nutzte die ePA nicht, was große Wissenslücken und einen erheblichen Beratungsbedarf offenbarte. Datenschutz, Kontrolle über die eigenen Daten und praktischer Nutzen waren zentrale Gesprächsthemen. Die gesammelten Anregungen und Wünsche flossen direkt in die Weiterentwicklung der Informationsmaterialien und Angebote ein.
Um die bisher fehlenden Informationen zur Vertretungsregelung der ePA zu adressieren, wurde Anfang Oktober ein Workshop zur Führung der ePA durch Dritte angeboten und als Erklärfilm aufgezeichnet. Die hohe Zahl der Anmeldungen und Nachfragen zeigte den Bedarf an verständlichen Erklärangeboten zur Nutzung der ePA durch Angehörige. Der entstandene Fachbeitrag wurde allen Selbsthilfeverbänden zur Verfügung gestellt und erreichte eine große Zahl Ratsuchender.
Die Erfahrungen aus der RehaCare und die Rückmeldungen von Ratsuchenden führten zur Entwicklung des Flyers „ePA Faktencheck – Was Sie wirklich wissen sollten“. Der Flyer greift die wichtigsten Fragen, Sorgen und Irrtümer rund um die ePA auf und beantwortet sie sachlich und verständlich. Ziel war es, Unsicherheiten abzubauen und die Entscheidungskompetenz zu stärken – auch für wenig informierte oder technisch unerfahrene Menschen.
Im Laufe des Jahres wurden mehrere Workshops durchgeführt, die auf großes Interesse stießen. Die Teilnehmenden konnten ihre Fragen stellen und sich aktiv an Diskussionen beteiligen. Themen von allgemeinem Interesse wurden aufgenommen und in die FAQs auf der Website integriert. Zusätzlich wurde ein Kontaktformular auf der FAQ-Seite der „Keine Panik“-Kampagne eingerichtet, um einen unkomplizierten Zugang zu weiteren Informationen und Beratung zu ermöglichen.
Zielsetzung 2026
Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Umfragen, Veranstaltungen und Rückmeldungen zeigen, dass weiterhin ein erheblicher Informations- und Beratungsbedarf zur ePA besteht. Die BAG SELBSTHILFE hat deshalb für das Jahr 2026 einen Folgeantrag bei der KKH gestellt, um die Informations- und Beratungsangebote gezielt weiterzuentwickeln und den Zugang zur ePA für alle Versicherten nachhaltig zu erleichtern. Im Fokus des Projekts stehen dabei insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund sowie ältere Menschen mit geringer Digitalkompetenz, die gezielt unterstützt und in ihrer digitalen Gesundheitskompetenz gestärkt werden sollen.
Kontakt
Katja Mirring
Tel.: +49-0211-31006 -27
Fax: +49-0211-31006 -48
Mail: katja.mirring@bag-selbsthilfe.de
Kirchfeldstr. 149
40215 Düsseldorf