Interview mit Dr. Martin Danner

Zum Jahresende lässt der Bundesgeschäftsführer der BAG SELBSTHILFE Dr. Martin Danner einmal das besondere Jahr 2020, mit seinen Entwicklungen Rund um das Thema Corona, Revue passieren, gibt einen kleinen Ausblick auf das Jahr 2021 und unseren Mitgliedsverbänden einige gute Wünsche und Gedanken mit auf den Weg.

Wenn Sie einmal das Jahr 2020 Revue passieren lassen, welches Fazit nehmen Sie aus diesem für die BAG SELBSTHILFE, die Behinderten- und Gesundheitspolitik, aber auch für sich persönlich mit?

Das Jahr 2020 wird immer untrennbar mit der Corona-Pandemie verknüpft sein. Die Pandemie hat unser Leben komplett verändert, vielen die Gesundheit und sogar das Leben gekostet. Gleichwohl hat unser Gesundheitswesen gerade auch im internationalen Vergleich seine Leistungsfähigkeit bewiesen.

Die Pandemie hat aber auch gezeigt, wie fragil das Bestreben nach Inklusion und Teilhabe ist. Sehr schnell – zu schnell – ging es darum, Freiheitsrechte gerade von Menschen mit Behinderungen „zu ihrem Schutz“ einzuschränken. Dies reicht von rigiden Besuchsregelungen in Einrichtungen bis hin zur Aufgabe inklusiver Bildungsangebote.

Es bleibt zu hoffen, dass die Erfahrung von einem Tag auf den anderen selbst ausgegrenzt zu werden, etwa weil man aus einem Risikogebiet kommt, für viele eine lehrreiche Erfahrung dafür bleibt, warum eine Gesellschaft auf Inklusion ausgerichtet sein muss.

Für mich persönlich brachte das Jahr 2020 vor allem eine radikale Einschränkung der Reisetätigkeit – beruflich und privat – und das Phänomen täglicher Videokonferenzen aller Art.
 

Wie hat sich das Jahr 2020 und die Pandemie auf die Arbeit der BAG SELBSTHILFE ausgewirkt?

Zunächst einmal musste natürlich die Arbeit in den Geschäftsstellen unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsschutzes auf die Corona-Risiken eingestellt werden. Mobiles Arbeiten, Desinfektionsschutz und digitale Kommunikation waren hier die zentralen Strategien.

Für uns besonders bedeutsam war aber, den Draht zu unseren Mitgliedsverbänden nicht zu verlieren. Hier kam es uns zugute, dass wir auch schon vor der Corona-Pandemie vielfältige digitale Kommunikationskanäle aufgebaut hatten, die jetzt um Online-Meetings zu ergänzen waren. Gerade im Hinblick auf die Umstellung der Arbeit auf digitale Kommunikation hatten wir viel Beratungsarbeit zu leisten. Dies betraf aber auch bspw. die Corona-Gesetzgebung im Vereinsrecht und die Stornoregularien bei der Projektarbeit. Es war daher ein sehr arbeitsreiches Jahr.
 

Haben Sie auch positive Entwicklungen im vergangenen Jahr zu verzeichnen?

Der Wissenszuwachs zur digitalen Kommunikation wird sicherlich auch über die Pandemie hinaus eine Weiterentwicklung der Selbsthilfearbeit bringen. Die Pandemiesituation hat aber auch gezeigt, dass wir uns alle in der Kooperation aufeinander verlassen können. Die Kollegialität unter den Verbänden und der Zusammenhalt der Selbsthilfeszene ist stärker und nicht schwächer geworden.
 

Was wünschen Sie sich von der Politik für das Jahr 2021?

Wir werden mit unseren Forderungen zur Bundestagswahl 2021 sehr viele Wünsche und Anliegen an die Politik herantragen. Auch in Krisenzeiten darf der Fokus auf eine Patientenorientierung des Gesundheitswesens und auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen nicht verloren gehen.
 

Welche Wünsche und/oder Gedanken möchten Sie unseren Mitgliedsverbänden für anstehende Jahr mitgeben?

In erster Linie wünsche ich uns allen Gesundheit und Durchhaltevermögen in dieser von der Pandemie geprägten Zeit.

Ich hoffe, dass wir Ende des kommenden Jahres in einer Situation sein werden, in der wir erleichtert auf ein Jahr 2021 zurückblicken können, das wir gut gemeistert, bei guter Gesundheit erlebt und mit neuen Zukunftsperspektiven versehen haben.